Offener Brief an STEAG: Walsum10 darf nicht auf die Verbrennung von Holzbiomasse umgerüstet werden

Offener Brief von ROBIN WOOD e.V., Deutsche Umwelthilfe e.V., Biofuelwatch, Naturschutzbund Deutschland (NABU) Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V., Parents for Future Duisburg, Klimaentscheid Duisburg, Fridays for Future Ortsgruppe Duisburg und Students for Future Duisburg, 13. April 2022:

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit großer Sorge haben wir, Umweltorganisationen und Wissenschaftler*innen, von den Plänen
gelesen, Walsum 10 auf die Verbrennung von Holzbiomasse umzurüsten.

Die Pläne zum Kohleausstieg erfordern Investitionen in kohlenstofffreie Energietechnologien. Die
Verbrennung von Holzbiomasse gehört nicht dazu. Anders als oft dargestellt, ist die Verbrennung
von Holzbiomasse nicht kohlenstoffneutral – ganz im Gegenteil. Im Jahr 2021 wurde eine Studie
des Klima-Thinktanks Ember veröffentlicht, die ergab, dass Drax, ein Kraftwerk im Vereinigten
Königreich, das Biomasse zur Energiegewinnung verbrennt, die größte Einzelquelle für CO2-
Emissionen im Vereinigten Königreich ist. Die Emissionen bleiben oft unberücksichtigt, da
Unternehmen, die Holzbiomasse verbrennen anführen, dass sie im gleichen Maßstab Bäume
aufforsten würden, die den freigesetzten Kohlenstoff binden. Bäume verbrennen jedoch in wenigen
Sekunden und brauchen Jahrzehnte bis gar Jahrhunderte, um wieder zu wachsen – Zeit, die wir nicht haben. Während wir darauf warten, dass Bäume nachwachsen, beschleunigt das freigesetzte CO2  die globale Erwärmung und die damit einhergehenden katastrophalen Folgen.

Wälder stehen aufgrund der Auswirkungen der Klimakrise bereits unter enormem Druck. Stürme
und Dürre, und deren Folgen wie Brände, Schädlingsbefall und Krankheiten haben viele Wälder
geschwächt. Der zunehmende Druck durch die steigende Nachfrage nach Holzbiomasse
verschlimmert die Situation. Gerade das Umrüsten von großen Kraftwerken auf Holzverbrennung
erfordert enorme Mengen an Holz, die importiert werden müssten. Dies trägt dazu bei, dass
weltweit wertvolle Wälder zerstört werden. So werden im Südosten der USA Wälder, auch in
Gebieten mit hoher biologischer Vielfalt, abgeholzt, um Holz für die Biomasseindustrie in Europa
zu gewinnen. In Estland wurden Wälder, sogar in europäischen Schutzgebieten (Natura 2000)
abgeholzt, um den Bedarf der europäischen Pelletindustrie zu decken – mit fatalen Folgen für die
Tier- und Pflanzenarten, die ihren Lebensraum dadurch verloren4. Der Verlust von biologischer Vielfalt wird steigen, wenn wir unsere Nachfrage nach Energieholz nicht drastisch reduzieren. Der
einfachste Schritt dafür ist, den Ausbau von industriellen Biomasseverbrennungsanlagen sofort zu
stoppen.

Neben den negativen Auswirkungen auf Klima und Biodiversität dürfen auch die gesundheitlichen
Auswirkungen der Holzverbrennung nicht unterschätzt werden. Laut einer Untersuchung der
Europäischen Umweltagentur ist die Luftverschmutzung das größte umweltbedingte
Gesundheitsrisiko in Europa.5 Dazu trägt die Holzverbrennung erheblich bei, da hierbei
Kohlendioxid, Feinstaub und andere Schadstoffe freigesetzt werden, die Krankheiten wie Asthma,
Bronchitis und Allergien verursachen. Anstatt die Luftverschmutzung zu verstärken, sollten sich
unsere Bemühungen auf ihre Reduzierung konzentrieren.

Die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, Steffi
Lemke, und der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, erklärten
zusammen mit anderen Autor*innen im August 2021: “Eine Verfeuerung von Holz in
Kohlekraftwerken ist dagegen klima- und ressourcenpolitischer Irrsinn, der keine Förderung
verdient.“

Wir fordern Sie als Treuhänder eines solch repräsentativen Unternehmens wie der STEAG auf,
Ihrer Verantwortung für das Klima, die Biodiversität und unser aller Zukunft gerecht zu werden und
alles dafür zu tun, dass die Pläne zur Umrüstung von Walsum10 auf Biomasseverbrennung sofort
gestoppt werden. Stattdessen muss in wirklich nachhaltige Energien wie Wind, Sonne, Geothermie
und Wärmepumpen investiert werden.

Wir bitten Sie um eine baldige Stellungnahme und stehen Ihnen für Rückfragen gerne zur Verfügung.