Nach Ankündigung der Leipziger Stadtwerke: Umweltgruppen fordern endgültige Stilllegung der Holzkraftwerke

Ende der ineffizienten und klimaschädlichen Stromerzeugung in Bischofferode und Piesteritz ist überfällig

Gemeinsame Pressemitteilung von NABU, ROBIN WOOD, Biofuelwatch und der Kampagne “180° Wärmewende Leipzig” vom 29.09.2025 

Leipziger und überregionale Umweltgruppen begrüßen die Ankündigung der Leipziger Stadtwerke (LSW), die Holzkraftwerke in Bischofferode und Piesteritz nicht weiter zu betreiben. Demnach planen die LSW, die Kraftwerke in den kommenden Monaten stillzulegen, wenn diese nicht von einem anderen Unternehmen aufgekauft werden.

Die Kraftwerke stellen mit ihren geringen Wirkungsgraden durch die reine Stromerzeugung ohne Nutzung der Wärme und durch die Verfeuerung von ca. 250.000 Tonnen Waldholz pro Jahr – meist angeliefert als ganze Baumstämme – deutschlandweite Negativbeispiele dar. 2023 hatte ROBIN WOOD nachgewiesen, dass das Kraftwerk in Piesteritz hochwertiges Holz auch von alten Buchen und Eichen verfeuert. Eine 2022 veröffentlichte Recherche von Greenpeace hatte ergeben, dass das Kraftwerk Bischofferode sogar Stämme aus FFH-Gebieten verbrannt hat. Dies ist zwar nicht illegal, jedoch sollten gerade in Schutzgebieten Totholz und Bäume mit Spalten oder Höhlen im Wald verbleiben, um die Artenvielfalt zu erhöhen.

„Wir begrüßen die Ankündigung der LSW, sich nun voll und ganz auf die Umsetzung der Leipziger Energie- und Wärmewende zu konzentrieren, und das ohne Biomasse. Dabei können sie auf unsere Unterstützung zählen”, sagt Ida Nihus von 180° Wärmewende Leipzig.

Eric Häublein vom NABU erklärt: „Eine Stilllegung der beiden Kraftwerke ist mehr als überfällig. Es ist ein Skandal, dass eine derart klimaschädliche Art der Stromerzeugung zwanzig Jahre lang staatlich gefördert wurde. In Zeiten des massiven Waldsterbens und der eskalierenden Klimakrise sowie des starken Angebots von Sonnen- und Windstrom wirken diese Anlagen nun vollends aus der Zeit gefallen.”

Almuth Ernsting von Biofuelwatch ergänzt: „Dass die Leipziger Stadtwerke lediglich aus betriebswirtschaftlichen Gründen die Reißleine ziehen wollen, ist bedauerlich. Einem kommunalen Unternehmen hätte es auch gut zu Gesicht gestanden, diese Entscheidung aus ökologischen Gründen zu treffen. Wir fordern daher von den LSW, die Kraftwerke umgehend stillzulegen, statt einen Verkauf anzustreben – zumal es fraglich ist, ob sich überhaupt Interessenten für das verlustreiche Unterfangen finden.”

Jana Ballenthien, Waldreferentin von ROBIN WOOD, sagt: „Die Verbrennung von Holz ist pure Ressourcenverschwendung. Sie schadet dem Klima und der Artenvielfalt. Wir warnen mit Blick auf die zahlreichen andernorts geplanten Holzkraftwerke schon seit Langem, dass Holz absehbar knapp, teuer und wegen steigender Nachfrage aus neuen Verwertungssträngen der Bioökonomie umkämpfter wird. Auch Städte wie Berlin oder Chemnitz, die ihre Fernwärme von Holzverbrennung abhängig machen wollen, sollten jetzt gewarnt sein.”

Aktuelle Satellitendaten belegen, dass zwischen Herbst 2017 und Herbst 2024 mehr als 900.000 Hektar Wald in Deutschland verloren gegangen sind. Die Sägeindustrie schreibt bereits verzweifelte Appelle, weil Rundholz für die stoffliche Nutzung so knapp geworden ist. Bereits seit Jahren setzen die Wälder in Deutschland mehr CO2 frei als sie binden können.