Offener Brief von BUND Cuxhaven, Fridays for Future Cuxhaven, Parents for Future Cuxhaven, Biofuelwatch und ROBIN WOOD
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Cuxhaven, 12. März 2025
Sehr geehrte Stadtratsabgeordnete,
wir möchten Sie auf die Probleme mit dem Holzheizkraftwerk (Holz-HKW), das von Forte Energie im Hafengebiet gebaut wird, aufmerksam machen und darum bitten, sich gegen eine Einbeziehung dieses HKWs in die kommunale Wärmeplanung in Cuxhaven auszusprechen.
Im August 2024 hatten wir die Fakten und unsere Bedenken zu dem Holz-HKW in einem gemeinsamen Infopapier aufgeführt: Die geplante Verbrennung von 100.000 bis 140.000 Tonnen Hackschnitzeln aus Frischholz würde den Druck auf die bereits stark geschädigten Wälder in Deutschland weiter erhöhen und womöglich auch Wälder in Skandinavien oder im Baltikum bedrohen, wenn Holz importiert werden müsste. Die CO2-Emissionen aus der Holzverbrennung sind pro Megawattstunde Strom oder Wärme nicht weniger hoch als die aus dem Verbrennen von Kohle.
Nun kommt hinzu, dass das Holzheizkraftwerk – nach bereits fünf Jahren Bauzeit – immer noch nicht den Regelbetrieb aufgenommen hat. Die Holz-Heizwerke Cuxhaven GmbH (inzwischen in Forte Energie umbenannt) begann Anfang 2020 mit dem Bau, der noch immer nicht abgeschlossen ist. Die Anlage wird bislang nur zeitbefristet und probehalber angefahren. Ein Termin, zu dem die Anlage in den Regelbetrieb gehen soll, ist weiterhin nicht bekannt. Forte Energie hat sich niemals öffentlich darüber geäußert, was die Ursache für die langen Verzögerungen ist. Die offensichtlichen technischen Probleme mit dem HKW und die fehlende Transparenz von Forte Energie sind zwei weitere wichtige Argumente gegen einen Einbezug des HKWs in die kommunale Wärmeplanung. Diese negativen Erfahrungen sollten mit berücksichtigt werden, wenn es um die Bewertung der Verlässlichkeit der Wärmeversorgung durch das HKW für die Stadt Cuxhaven geht.
In diesem Zusammenhang ist es auch unerlässlich, die Verfügbarkeit und die Preisschwankungen des Rohstoffes Holz einzubeziehen. Bereits in den nächsten Jahren wird hierzulande die Nachfrage nach Energieholz das Angebot weit überschreiten und Preissprünge sowie unsichere Versorgungslagen sind abzusehen. Steigende Kosten für die Energieversorgung werden Haushalte mit geringem Einkommen am stärksten treffen.
Dass der Brennstoff für das HHKW nicht regional beschafft werden kann, ist klar: Das Potenzial für feste Biomasse in Cuxhaven beträgt laut des Abschlussberichtes für die kommunale Wärmeplanung in Cuxhaven nur 3,8 GWh/a, von denen 0,9 GWh/a bereits genutzt werden. Laut des Berichtes ist Biomasse „als lokales oder regionales Potenzial nur in geringem Ausmaß verfügbar und sollte, wenn überhaupt, nur gezielt z. B. für die Spitzenlastabdeckung eingesetzt werden”. Die noch verfügbaren 2,9 GWh/a entsprechen einer Fernwärmeleistung von ca. 3,6 MW, welche von den genehmigten 49,9 MW für das HKW somit um ein Vielfaches überschritten wird. Das Holzheizkraftwerk lässt sich mit den Biomassepotenzialen in Cuxhaven nicht in Einklang bringen.
Im Abschlussbericht für die kommunale Wärmeplanung werden unterschiedliche alternative, erneuerbaren Wärmeoptionen aufgeführt. Allerdings wurde das Potenzial für Flusswärmepumpen nicht geprüft. Hierzu wird nur angemerkt: „Großes Potenzial in der Elbmündung vorhanden. Die Nutzung bedarf weiterer Untersuchung.” Wir möchten Sie auf eine vom EFZN veröffentlichte „Potenzialuntersuchung der grünen Nah- und Fernwärmegewinnung aus Fließgewässern” aufmerksam machen. Laut dieser Studie ist das Potenzial entlang der Elbe so groß, dass sogar das weit elbaufwärts gelegene Dresden fünfmal soviel Wärme aus Flusswärmepumpen beziehen könnte, wie in der Stadt genutzt wird – das Potenzial im an der Elbmündung gelegenen Cuxhaven ist also noch um ein Vielfaches höher! Die Studie betont zudem das zusätzliche Wärmepotenzial aus der Meerthermie für Städte mit einem direkten oder indirekten Zugang zur Nordsee. Auch dafür ist die Stadt Cuxhaven günstig gelegen.
Für ein Gespräch stehen wir sehr gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Welker, BUND Kreisgruppe Cuxhaven
Rebecca Reusch, Fridays for Future Cuxhaven
Tobias Söhl, Parents for Future Cuxhaven
Jana Ballenthien, ROBIN WOOD
Almuth Ernsting, Biofuelwatch